177 OBERER GRABEN 63 & 65
Ingolstadt, 2020 - 2023

TYPUS: Wohnungsbau
PROGRAMM: Anbau zweier Stadthäuser an die denkmalgeschützte Stadtmauer mit Schalenturm
STATUS: im Bau
PROJEKTART: Direktauftrag
AUFTRAGGEBER: privat
LEISTUNGSPHASEN: 1-8

* * *

Zwei nebeneinanderliegende Grundstücke an der denkmalgeschützten historischen Stadtmauer und zwei profilgleiche Wohnhäuser, die aus der Gebäudeflucht zurückspringen, geben einen schmalen Eingangshof frei und bilden damit die Ausnahme im weiteren Gefüge des Straßenzuges. Aufgrund maroder Bausubstanz muss der Bestand abgebrochen werden, die Besonderheit eines vorgelagerten Eingangshofes soll jedoch bleiben und im Entwurfsprozess berücksichtigt werden. So entstehen statt eines maximierten grenzständigen Baukörpers zwei einzelne Stadtmauerhäuser, die sich an Profil und Proportion ihrer Nachbarn angleichen und, über das Erdgeschoss miteinander verwoben, einen Spalt aufmachen, der den Wehrgang freilegt und eine zusätzliche Fassade ermöglicht, die sich in den Straßenraum dreht und so den neuen Wohnhof vergrößert. Der zurückhaltende Eingriff übernimmt an sensibler Stelle eine Vermittlerfunktion zwischen größeren Neubauten auf der einen und gedrungenen Bestandshäusern auf der anderen Seite des Baufeldes. Entgegen etwaiger Bestrebungen der Lokalpolitik, alle Türme der Stadtmauer zu rekonstruieren und in ihrer ursprünglichen Höhe aufzumauern, bleibt der geneigte und stark verkürzte Schalenturm aus dem 14. Jahrhundert in seiner heutigen Form bestehen und wird zum zweigeschossigen Wohnraum mit bauzeitlichem Zwischengebälk. Das historische Mauerwerk von Stadtmauer und Turm wird sorgsam repariert und innenseitig geschlämmt, um das Fugenbild sichtbar zu machen. Die Wahl der Baumaterialien erfolgt im Sinne des Vorgefundenen: einschaliges Mauerwerk, Holzdachstuhl mit Biberschwanzeindeckung, geölte Eichenfenster, eingefärbter Kratzputz und Eschenböden werden handwerklich verarbeitet und formen das Einzeldenkmal mit den Anbauten zu einer Einheit.


FOTOS: Sebastian Schels, nbundm*